Der Musikverein Bergatreute
Die Blasmusik hat in Oberschwaben einen traditionellen hohen Stellenwert und prägt die Gestaltung der kulturellen Angebote in unseren Gemeinden. Auch unser Musikverein leistet durch seine eigenen Veranstaltungen sowie durch die Teilnahme an den kirchlichen und weltlichen Festen einen sehr hohen Beitrag zum kulturellen Leben in unserem Dorf.
Der Verein ist Mitglied des Blasmusikverbandes Baden Württemberg e.V. und dient laut Satzung der Erhaltung, Pflege und Förderung der Volksmusik.
Der Musikverein bietet Kindern in unserer Gemeinde die Möglichkeit ein Blas- oder Schlaginstrument zu erlernen. Dabei übernimmt der Musikvereinein einen Teil der Ausbildungskosten. Schon frühzeitig werden die Kinder in einer Jugendgruppe zum gemeinsamen Musizieren herangeführt.
Nebst den musikalischen Auftritten haben in dem Verein auch die gesellschaftlichen Elemente einen sehr hohen Stellenwert. Seit 1988 haben wir eine Freundschaft mit dem Musikverein Bichwil-Oberuzwil in der Schweiz und besuchen uns in regelmäßigen Abständen.
Blasmusik hat in unserem Dorf seit über 200 Jahren einen traditionell hohen Stellenwert. Wir im Musikverein Bergatreute sind alles Laienmusiker und machen dies aus Freude an unserem Hobby. Der Musikverein bietet sinnvolle Freizeitgestaltung in positiver Lebenseinstellung für jedes Alter und vermittelt soziale Werte und Gemeinschaftssinn.
Wir sind eine Oberstufenkapelle mit einem breit gefächerten Repertoire. Neben moderner und traditioneller Blasmusik bei den verschiedensten Veranstaltungen rundet das alljährliche Herbstkonzert unser musikalisches Jahr ab.
Die Geschichte
Die Phase der Gründung
Betrachtet man die Geschichte des Musikvereins Bergatreute, so kommt man nicht umhin, das geschichtliche Umfeld seiner Gründung näher zu betrachten. Das Ende des 18. sowie die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts waren eine Epoche großer geschichtlichen Umwälzungen.
Im Jahre 1789 hatte die Französische Revolution ganz Europa aufgerüttelt. 1799 wird Napoleon Bonaparte Erster Konsul Frankreichs, vier Jahre später sogar Kaiser der Franzosen. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 werden fast alle geistlichen Besitztümer säkularisiert und der Hoheit größerer Fürsten unterstellt.
In dieser äußerst bewegten Zeit gründete im Jahre 1790 laut einer Eintragung im Stammbuch der Familie Obermayer, der aus Oberbayern zugewanderte Josef Obermayer mit seinem Sohn Anton und einer Anzahl musikbegeisterter Bergatreuter Bürgerinnen und Bürger die Musikgesellschaft Bergatreute. Die Initiativen der Musikgesellschaft Bergatreute beschränkten sich nicht nur auf den musikalischen Bereich. So wurde in den Wintermonaten, um die Geselligkeit zu pflegen, alle 14 Tage Theater im Saale des Gasthauses „Adler“ gespielt. Darüber hinaus existierte ab dem Jahre 1829 eine Gesangsgruppe, die „dem deutschen Liede in vierstimmigen Gesang diente“. Diese Gesangsgruppe war Bestandteil der Musikgesellschaft Bergatreute bis zur Gründung des Liederkranzes im Jahre 1863. Einen hohen Stellenwert innerhalb der vielseitigen Aktivitäten des Musikvereins Bergatreute nimmt seit jeher der Weingartner Blutfreitag ein. Die damalige Musikgesellschaft nahm bereits im Jahre 1844 zum ersten Mal am Blutfreitag teil und gehört seit dem Jahre 1851 zu den regelmäßigen Prozessionsteilnehmern. In einem Schreiben aus dem Jahre 1928 schreibt der damalige Weingartner Stadtschultheiß Braun: „Die Musikkapelle Bergatreute zählt zu den wenigen Kapellen, die bereits in der Mitte des letzten Jahrhunderts , als das Verbot des Blutritts aufgehoben wurde, zur allmählichen Hebung des Blutfreitags beitrug. (..)“ Hierbei ist interessant zu erfahren, dass wenige Gemeinden des Bezirks und der weiteren Umgebung eine Kapelle besaßen, auch Weingarten war ohne Musik, so dass Ihre Gemeinde auf ihre frühzeitige Beteiligung am musikalischen Leben besonders stolz sein darf.
Der Musikverein Bergatreute
Ein wichtiges Ereignis in unserer Chronik stellt die Gründung des Musikvereins Bergatreute im Dezember 1868 dar. Der damalige Bestand an aktiven Musikern und Musiklehrlingen betrug 28. Darüber hinaus wurde im Mai 1868 die erste Vereinsfahne angeschafft und durch den damaligen Pfarrverweser Simon Carl geweiht. Erster Vorstand des Vereins wurde Anton Obermayer. Im Jahre 1870 – nebenbei das Jahr der ersten Probefahrt der Eisenbahn auf der Strecke Waldsee-Kisslegg – wurde der Eintritt der in den Verein aufgenommenen Mitglieder auf „18 Pfg. Einstandsgeld“ festgesetzt. Außerdem wurden die Proben auf Montag, Mittwoch und Freitag 19.30 Uhr festgelegt. Ein wöchentlicher Beitrag von 3 Pfg. sowie Mitgliedspflicht bis 1. Juli 1871 wurden ebenfalls verabschiedet. In einer Sitzung vom Juli 1874 wurde beschlossen, dass jedes Mitglied bei einer Leiche (Beerdigung) von Vereinsmitgliedern oder bei sonstigen Öffentliche Prozessionen mit Vereinsband zu erscheinen habe. Die Nichtbeachtung des Gebots wurde mit 15 Pfg. Ordnungsstrafe belegt. Im Jahre 1914 wurde das elektrische Licht in Bergatreute eingeführt, jedoch brachte der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im gleichen Jahre Trauer, Sorge und Not über die damalige Bevölkerung. Auch der Musikverein Bergatreute hatte schwere Belastungen durch diesen Krieg zu ertragen. 1915 waren bereits 55 Vereinsmitglieder zum Militär eingezogen. In den vier Kriegsjahren fielen neun Musiker und Vereinsmitglieder. Im Jahre 1919 wurde das 50. jährige Jubiläum des Musikvereins unter Mitwirkung von sieben auswärtigen Kapellen gefeiert. 1921 deutete ein Mitgliedsstand von 221, darunter 57 Neugänge, darauf hin, dass es mit dem Verein nach den schweren Kriegsjahren wieder Aufwärts ging. Im Jahre 1939 begann der 2. Weltkrieg, der unter Bürgerschaft und Vereinsmitglieder schwerste Opfer forderte. Um die Spielfähigkeit der Kapelle aufrecht zu erhalten, musste Dirigent Georg Buck mangels Erwachsener auf die Ausbildung von Schülern und deren Einsatz in der Kapelle zurück greifen. Noch heute erinnern sich ältere Musiker gerne daran, wie Ihnen damals die Frau des Dirigenten beigebracht hat, die Noten richtig zu lesen. Im Jahre 1945 wurde Alois Hoh zum neuen Vorstand des Musikvereins gewählt. Es gelang Ihm, den vom Krieg sehr in Mitleidenschaft gezogenen Verein allmählich wieder aufwärts zu führen. Anlässlich des 165 jährigen Jubiläums der Musikkapelle fand 1955 in Bergatreute ein Kreismusikfest mit Wertungsspiel statt. 33 Musikkapellen nahmen am Festzug teil. Bereits 1956 wurde in Rahmen eines weiteren Musikfestes die 4. Fahnenweihe des Vereins durchgeführt. 1965 konnte dann das 175 jährige Bestehen der Musikkapelle Bergatreute gefeiert werden. Am Festzug nahmen 20 Musikkapellen teil. Bereits drei Jahre später gab es in Bergatreute eine doppelte Jubiläumsfeier. Der Musikverein Bergatreute konnte den einhundertsten Jahrtag der Vereinsgründung feiern, der Sportverein Bergatreute sein 30. jähriges Jubiläum. Im Jahre 1968 wird Georg Buck nach 40 jähriger Dirigententätigkeit von Alfons Weiss abgelöst. 1969 wird dem Musikverein die „PRO MUSIKA Plakette“ für sein über 100 jähriges Bestehen verliehen. Im Jahre 1975 wechselt die Vereinsführung. Nach 30 jähriger Tätigkeit als Vorstand wurde Alois Hoh zum Ehrenvorstand ernannt und in seiner Tätigkeit von Georg Sonntag abgelöst. 1983 übernimmt Alfons Weiss junior den Dirigentenstab. 1986 umrahmte der Musikverein Bergatreute die Verleihung der Bundesverdienstkreuzes an seinen langjährigen ehemaligen 2. Vorstand Bürgermeister Wilhelm Fleischer. Die Generalversammlung des Musikvereins am 1.Februar 1987 brachte einen weiteren Wechsel in der Vereinsführung mit sich. Georg Sonntag stellte nach 12 jähriger Tätigkeit sein Amt als Vorstand zur Verfügung. Zum neuen Vorstand wurde Reinhard Koppers gewählt. 1990 wurde das 200 jährige Jubiläum der Musikkapelle im Rahmen des 13. Kreismusikfestes gefeiert. Unter dem Motto „Musik-Freude-Bergatreute“ wurde vom 25. bis 28. Mai ein großartiges Jubiläumsfest durchgeführt. Das ganze Dorf half mit. An einem wunderschönen Sonntagnachmittag konnte der Festzug mit 122 Gruppen durchgeführt werden. Im Pfarrgemeindesaal sowie in der Gemeindehalle wurden parallel Jugendkritikspiele und Wertungsspiele durchgeführt. Ca. 20.000 Personen waren an dem Sonntagnachmittag in Bergatreute. 1993 übernimmt Alexander Dreher die Stabsführung der Musikkapelle. Im Jahre 2000 erhält die Musikkapelle die „Konradin Kreutzer Medaille“ von H. Staatssekretär Rudolf Köberle überreicht. Im April 2002 erfolgt ein Dirigentenwechsel. H. Eugen Föhr übernimmt die Kapelle. H. Dreher spielt weiter in dem Orchester als Trompeter und Flügelhornist mit. Im April 2003 übergibt Reinhard Koppers nach 2 Jahren Stv. Vorsitzender und 16 Jahren als 1. Vorsitzender den Verein an jüngere Hände weiter. Die Verantwortung übernimmt ein Vorstandsteam best. aus Andreas Hardtmann, Thomas Jung und Ewald Weishaupt. Die bisherige Satzung wurde durch eine neue Satzung abgelöst. Die Musikkapelle hat im Jahre 2003 53 aktiver Musikerinnen und Musiker, sowie 14 Auszubildende. Im Jahr 2004 übernahm wieder H. Dreher den Dirigentenstab der Musikkapelle Bergatreute. Eine große Herausfordung für den Musikverein Bergatreute war die Aufführung des Musicals „Freude“ von Kurt Gäble und Paul Nagler im Jahre 2005. Die Musikkapelle zeigte hier zum ersten mal, dass mehr als nur Blasmusik in ihr steckt, und führte in eigenständiger Regie ein Musical mit Sologesang, Kinderchor und musikalischer Umrahmung durch. Der musikalische Höhepunkt des Vereins war jedoch im Jahre 2006. Der Musikverein Bergatreute nahm in diesem Jahr gleich an zwei Wertungspielen teil. In Beuren erhielt die Kapelle die Auszeichnung „sehr gut“. In Wolfegg hingegen konnte die Kappelle die höchste Auszeichnung in der Oberstufe erreichen: „Hervorragend“. Bei der Hauptversammlung 2009 wechselt das Vorstandsteam. Im Jahr 2009 darf die Musikkapelle aus Bergatreute erstmalig in seiner Geschichte beim Rosenmontagsumzug in Köln teilnehmen.